Wer, wie ich, über viele Jahre einen Kampfsport betreibt kommt irgendwann an den Punkt wo er sich fragt: Was bringt denn eigentlich das viele Training?
Auch für Neueinsteiger ist diese Fragestellung wichtig – schliesslich haben die meissten bestimmte Ziele im Hineterkopf wenn sie mit dem Training beginnen.
Über die Jahre habe ich 3 Aspekte identifiziert die in jeder Kampfsport beinhaltet, die aber stark unterschiedlich gewichtet sind:
- Der Aspekt der körperlichen und geistigen Entwicklung.
- Der sportliche bzw. wettkampf-orientierte Aspekt.
- Der Selbstverteidigungs-Aspekt.
Der Erste und Zweite Aspekt sind nicht Kampfsport spezifisch – jede Sportart befördert beide mehr oder weniger stark. Die beiden bilden eine Art Koordinatensystem, in dem jeder Sportler seine Disziplin einordnen kann. Sportarten die auf die individuelle Entwicklung abziehlen (wie z.B. Yoga) haben häufig fast gar keinen Wettbewerbs-Aspekt. Trotzdem vergleichen sich die Teilnehmer untereinander bis zu einem gewissen grad. Das andere extrem wären Sportarten bei dennen der einzelne „nur“ als Teil der Mannschaft seinen Beitrag zum Erfolg leistet, und so indviduelle Schwächen über das Team kompensiert werden können.
Die dritte Dimension – die Selbstverteidigung – ist dagegen in anderen Sportarten nicht zu finden. Klar, eine fitte Person kann sich auch ohne spezifische Ausbildung besser verteidigen wie ein Couch-Potato, aber das lassen wir mal aussen vor.
Wie lässt sich der Selbsverteidigungswert eines Kampfsports bewerten?
Jeder Kampfsportler wird sich in einer Selbsverteidigungssituation besser behaupten als jemand der sich noch nie mit dem Konzept des unbewaffneten Kampfes auseinandergesetzt hat. Die Bandbreite reicht hier von einem geringfügigen Vorteil bis zu knallharter Vorbereitung auf einen möglichen Ernstfall. Hier gilt das Motto: Du bekommst was Du trainierst! Ein geziehltes SV-Training, das auf die effektivsten Techniken begrenzt ist und auch die psychologischen Aspekte – wie den Umgang mit Angst und oder Schmerz – bereitet am besten für den Ernsfall vor. In solchen Systemen hat körperliche Fitness und geistige Entwicklung meist eine geringerne Stellenwert. Es geht genau darum sich trotz körperlichern Unterlegenheit behaupten zu können – schliesslich suchen Täter sich in der Regel unterlegenen Opfer.
Jeder Kampfsportler muss hier selbst entscheiden welcher der drei Aspekte ihm am wichtigsten ist und seinen Auswahl darauf abstellen:
- Wer sich gerne mit anderen misst wird an Boxen, Kickboxen oder auch MMA seine freude haben. Da alle diese Sportarten alle mit recht intensiven Körperkontakt betrieben werden, ist es aber eher etwas für die jüngere Generation.
- Wer sich im Alltag bedroht sieht, der ist in den SV-Techniken wie Karv Maga oder Wing Tsun gut aufgehoben.
- Wer Kampfsport für sich selbst und seine Gesundheit betreiben möchte, der wird in den klassischen Kampfkünsten seine Erfüllung finden.
- Einige wenige Kampfkünste wie das japanische Jujutsu schaffen ein ziemlich gutes Gleichgewicht aus allen dreien.
Zur Veranschaulichung habe ich in der folgenden 3d-Matrix versucht diese Zusammenhänge graphisch darzustellen. Die aufgetragenen Werte sind Schätzungen, zudem gibt es zum Teil auch innerhalb einzelner Kampfsportarten riesige unterschiede.